Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Unterstützerinnen und Unterstützer der
Interdisziplinären Gesellschaft für Bildung in der Pflege,

Das Jahr 2024 neigt sich bereits seinem Ende entgegen und bietet Anlass für einen kleinen Rückblick auf ein in vielerlei Hinsicht aufregendes Jahr.

Wieder gilt im Bereich der Bildungspolitik, und dabei besonders im Gesundheitswesen für Pflegeberufe der hoffnungsfrohe Ausruf von Albert Einstein: „Es ist besser, das kleinste Licht anzuzünden als über die allgemeine Dunkelheit zu schimpfen." Auch wenn die Situation für Pflegeberufe weiterhin beklagenswert ist, und oftmals sogar Rückschritte zu beobachten sind, betont die IGBP beständig die berufspolitische und gesellschaftliche Bedeutung von kompetenzorientierter Qualifikation in Aus-, Fort- und Weiterbildung der Pflegeberufe für ihre unterschiedlichen Berufsfelder.

Durch engagierte Beiträge und Wortmeldungen von verschiedenen Mitwirkenden ist es uns weiter gelungen, die Wahrnehmung unserer Gesellschaft und Anliegen für eine bessere Qualifikation und deren Rahmenbedingungen in der Pflegebranche in verschiedenen Gremien und Netzwerken zu steigern.

Begonnen hat das Jahr noch mit Diskussionen und Beiträgen zur kompetenzorientierten Qualifikation in der Fachpflege, deren Wertschätzung und Kompetenzzuweisung wesentlich von der erreichten Qualifikation abhängt. Viel zu oft wird Fort- und Weiterbildung noch als lästige Pflicht betrachtet, die Geld kostet und Mitarbeiter vom Dienstplan abhält, anstatt den wichtigen Kompetenzerwerb für die Übernahme verantwortungsvoller Aufgaben und Sicherung qualitätsvoller Pflege mit hoher Patientensicherheit zu berücksichtigen. Die Sensibilisierung darauf, dass gute Bildung im Endeffekt das qualitätvollere und letztlich wirtschaftlichere Konzept für Arbeitgeber und den Pflegeberuf ist.

Generell ist in Pflegeberufen seit vielen Jahren, fast seit zwei Jahrzehnten, eine Spirale der Deprofessionalisierung erkennbar. Dies hat mehrere Ursachen und ist durch verschiedene

politische Fehlentscheidungen noch verstärkt worden. Pflegeberufe in Deutschland sind damit international nicht mehr anschlussfähig, erhalten außer einem inzwischen guten Gehalt keine ideelle Wertschätzung und Kompetenzzuweisungen, die selten über Grundversorgung hinausgehen. Somit verwundert es nicht, wenn steigende Fluktuation und Fachkräftemangel zum täglichen Problem geworden sind. Dabei ist es kontraproduktiv, wenn auch im Sektor der Weiterbildung Formen guter Bildung erodieren, Auflagen unterlaufen werden, Präsenzunterricht für praktische Unterweisungen, Interaktionen und Handhabung durch Onlineangebote ersetzt werden sollen und die Bildungsniveaus permanent abgesenkt werden. Dazu haben wir in mehreren Beiträgen, persönlichen Besprechungen im Innovationsausschuss des G-BA und mit dem GKV-Spitzenverband sowie im Rahmen von Pflegemessen in Essen im Mai und September mit Präsentationen auf bessere Alternativen mit Einführung von Weiterbildungsordnungen in den Ländern, unabhängiger Akkreditierung von Weiterbildungsträgern, Etablierung von kompetenz- und berufsfeldorientierten Lehrplänen hingewiesen.  

Im September kam dann der Referentenentwurf des neuen Pflegekompetenzgesetzes, zu dem wir auch seitens der IGBP fristgerecht Stellung genommen haben. Zumindest in diesem Erstentwurf enttäuschte allerdings dieses dem Namen nach langersehntem Gesetz grundlegend, da es mit Pflegekompetenz leider überhaupt nichts zu tun hat und dies auch nicht anspricht. Erwartet wurde eigentlich eine Definition von originär pflegerischen Aufgaben und Kompetenzen mit den zugehörigen Qualifikationsstufen für die multiprofessionelle Zusammenarbeit im Krankenhaus und in ambulanten Feldern der außerklinischen Intensivpflege und Altenpflege.

Mit unseren kritischen Beiträgen im Internet, gegenüber dem Bundesministerium für Finanzen und dem Bundesgesundheitsministerium gegen die Veränderung des Umsatzsteuergesetzes, wonach auch Angebote der beruflichen Bildung und Weiterbildung außer durch gemeinnützige und öffentliche Träger Umsatzsteuer pflichtig geworden wären, haben wir vielleicht auch einen Beitrag geleistet, dass dieses Vorhaben von der Bundesregierung wieder abgesetzt wurde.

Eine Auswahl unserer Beiträge finden Sie zum Nachlesen unter Aktuelle Agenda | IGBP.

Viele Themen sind also aktuell in Bewegung und angesichts der Veränderungen in der Bundesregierung wird es sicher Anfang des Jahres weiter spannend, auch die wichtigen pflegepolitischen, gesundheitspolitischen und bildungspolitischen Themen weiter und erneut zu adressieren.

Wir haben davon abgesehen, noch in der meist stressigen Vorweihnachtszeit eine Sitzung anzusetzen und werden aber gleich in der 1. Januarhälfte zur nächsten Onlineversammlung einladen, um uns dazu im Dialog auszutauschen, welche Bedeutung die aktuellen Entwicklungen nun auch für unsere Branche haben.

Seitens des gesamten Vorstands möchten wir Ihnen an dieser Stelle ein frohes und geruhsames Weihnachtsfest wünschen sowie einen guten Start in ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr.

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. Wolfram Schottler   und   Prof. Dr. Martina Hasseler