igbp_kompetenzorientierte_bilungsziele-1.jpg?nc=10

Die IGBP Interdisziplinäre Gesellschaft für Bildung in der Pflege IGBP konzipiert und systematisiert als auf Bildung spezialisierte Fachgesellschaft einheitliche Bildungsstandards für Aus- und Weiterbling in Pflegeberufen.

Nachhaltige und kompetenzorientierte Bildung und Weiterbildung ist in vielen Branchen eine kontinuierliche Herausforderung und wesentliche Voraussetzung für gute Nachwuchsförderung oder stabile Mitarbeiterbindung. Ganz besonders aber für Pflegeberufe zeigen sich hier erhebliche Diskrepanzen hinsichtlich verlässlicher Inhalte, unabhängiger Qualitätssicherung und biografischer
Bildungsperspektive. Diese Lücken für die reale Arbeitssituation sind in der Pandemie der letzten
zwei Jahre besonders zu Tage getreten: mangelnde Wertschätzung und unterdurchschnittliche Bezahlung sind dabei nur an der Oberfläche Ausdruck von

  • strukturellen Problemen der beruflichen Bildung und Weiterbildung, 
  • einem Dschungel an inkonsistenten Vorgaben und Forderungen für Pflegekräfte sowie
  • unzureichenden persönlichen Entwicklungschancen.

Für viele Pflegekräfte, die oftmals mit hoher intrinsischer – also innerer – Motivation in den Beruf gestartet sind, ernüchtert die Realität, dass sie nach der Grundausbildung, die nach Einführung
der Generalistik immer noch höchst unterschiedliche Kompetenzanforderungen und curriculare Inhalte stellt, zunächst im Krankenhaus ausgebrannt werden oder nicht die interessanten Aufgaben
zugewiesen bekommen, für die sie den Beruf ergriffen haben; viele versuchen, dem Burnout oder auch dem Boreout zu entgehen, indem sie sich mit hohem Aufwand weiterbilden. Aber sogar bei pflichtgemäßen Fort- und Weiterbildungen sind die behördlichen Anforderungen und Vorgaben der Kostenträger so wenig zusammenpassend, dass ein konsequenter persönlicher Bildungsweg
oft reine Glücksache ist.

Dazu passt, dass Pflegekräften akademische Perspektiven oft versperrt sind – und wer doch ein pflegewissenschaftliches Studium absolviert, wird meist vom Bett weg in Verwaltung und Forschung geführt. Noch komplizierter wird es, wenn Pflegeausbildungen im Ausland erworben wurden, wo die Akademisierung und beruflichen Befugnisse für Pflegekräfte teilweise weiter fortgeschritten sind.

Sozialkompetent und hochspezialisiert:

Alle Akteure des Gesundheitswesens fordern aber hochspezialisierte Fachkräfte mit speziellen Kompetenzen und hoher Motivation. Hierzu mangelt es nicht an vernünftigen Bildungskonzepten
und ambitionierten Ansätzen, aber nach dem Stand der Dinge wird dieses Ziel wegen zu großer Uneinheitlichkeit oft kaum erreicht: Allein der Gesetzgeber stellt in den Ländern ganz unterschiedliche
Weiterbildungsanforderungen und darin entwickeln viele Anbieter und Gesellschaften verschiedene Lehrpläne nach eigenen Konzeptionen.

Im Dienst der Wissenschaft und für einheitliche, an Bildungsinhalten und Berufsanforderungen orientierte Learning-Outcomes besteht Bedarf für eine unabhängig und neutral beratende Akkreditierungsgesellschaft. Die Gründungsidee der Interdisziplinären Gesellschaft
für Bildung in der Pflege IGBP war es, in dieser undurchsichtigen und für das gesamte Gesundheitswesen unbefriedigenden Situation, als auf Bildungsfragen spezialisierte
Fachgesellschaft harmonisierende Bildungskonzepte zu moderieren und zu systematisieren.

Die IGBP will nicht ein weiterer Branchenverband sein, sondern versteht sich als fachlicher Begleiter für die Evaluierung von Bildungsstandards in der Pflege. Sie geht auf einen wissenschaftlichen Fachbeirat zurück, der als Think Tank mit Vertretern von Gesundheitspolitik und -behörden, Krankenkassen, Hochschulen mit pflegewissenschaftlichen Instituten und Weiterbildungsakademien sowie Pflegekammern das Ziel hat, Bildungsangebote in der Pflegebranche fachlich und didaktisch fortzuentwickeln und neue Bildungskonzepte zur Umsetzung in der Pflegepraxis bereitzustellen.

Der Gründungsvorstand mit Professorin Dr. Martina Hasseler und Professor Dr. Wolfram Schottler will den bildungspolitischen Dialog und das Verständnis zwischen Gesetzgeber, Kostenträgern und Leistungserbringern im öffentlichen Gesundheitswesen sowie Bildungsanbietern verschiedener Stufen
fördern. Die IGBP versteht sich als neutraler Bildungspartner in verschiedenen Bereichen der Erwachsenenbildung von Pflegekräften. Gemeinsame Ziele sind mehr Transparenz und Einheitlichkeit sowie Kompetenzorientierung in Bildungspolitik und Bildungsangeboten für Pflegekräfte.

Ziele der IGBP:

Der fachliche und bildungspolitische Diskurs der „Interdisziplinären Gesellschaft für Bildung in der Pflege“ soll dazu beitragen,

  • bestehende Bildungsangebote für Pflegeberufe auf verschiedenen Stufen des EQR zu evaluieren. 
  • Curricula und pflegewissenschaftlicheBildungsstandards fachlich und didaktisch einheitlich weiterzuentwickleln.
  • die akademische Weiterbildung zur Erlangung höherer Berufsqualifikationen  zu erleichtern und 
  • zu staatlichen Anerkennungsverfahren für die Vielfalt an Bildungsangeboten beizutragen.

Dazu lädt die IGBP alle interessierten Akteuere ein, sich mit ihr zu engagieren bei der beratung für die  

  • Erstellung von Qualitätskriterien für kompetenzorientierte Lernziele und  deren didaktische Durchführung,
  • Vernetzung unterschiedlicher Bildungsstufen für bessere Durchlässigkeit von beruflicher Grundausbildiung, Weiterbildung und Hochschulbildung,
  • Äquivalenzprüfungen und Zertifizierung für Spezialisierungskurse.

Erstveröffentlichung in: Fachzeitschrift beatmet leben, 3'2022, S. 56f, hw-studio Weber