Zum Auftakt des Kongresses Pflege 2023 hat DPR-Präsidentin Christine Vogler Perspektiven und Wege für eine zukunftsfähige Pflege und Versorgung aufgezeigt. Auch die Pflegebildung spielt dabei eine große Rolle.
Der Handlungsbedarf in der Pflege ist riesig. In der Eröffnungsveranstaltung des Kongresses Pflege machte DPR-Präsidentin Christine Vogler einmal mehr deutlich, wie dringlich die Situation bereits heute ist und was trotz vieler Fragezeichen abzusehen ist. In ihrer Videobotschaft erklärte Vogler: "Was wir wissen ist, wir werden morgen nicht mehr Pflegefachpersonen sein. Wir können froh sein, wenn wir genug sein werden, um pflegebedürftige oder kranke Menschen halbwegs versorgen zu können.“ Die Auswirkungen der demographischen Welle, die auf das Gesundheitssystem zurollt, sind aus Sicht der DPR-Präsidentin in ihrer Komplexität noch gar nicht abzuschätzen.
Nach wie vor wartet die Berufsgruppe auf den von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigten „großen Wurf“. Als positives Signal seitens der Politik wertete Vogler die Einführung von Personalbemessungsverfahren für Kliniken und Langzeitpflege ebenso wie das seit September geltende Tariftreuegesetz.
Pflege zukunftssicher aufstellen
Um auch übermorgen Menschen gut versorgen zu können, muss aus Sicht von Vogler aber deutlich mehr passieren. Sie skizzierte, wie es gelingen kann, die Pflege in Deutschland international anschlussfähig zu machen und zukunftssicher aufzustellen.
Neben Selbstverwaltungsstrukturen brauche es erweiterte Handlungskompetenzen für beruflich Pflegende. Die Wege des Leistungsrechts und die Kompetenzen im Gesundheitswesen müssten neu definiert werden. Vogler bekräftigte: „Wir müssen den Pflegeprozess in der Praxis leben können.“
Neue Bildungskultur und 10.000 Studienplätze
Unverzichtbar dafür ist aus Sicht von Vogler eine „andere Bildungskultur“ für die Pflege in Deutschland. Das Bildungsniveau sei auf ein Minimum heruntergebrochen worden. Wenn man über neue Berufsbilder wie Community Health Nurses oder pflegegeleitete Level 1 Krankenhäuser spreche, dann müssten diese Strukturen von der Berufsgruppe auch geleistet werden können.
„Herr Lauterbach hat kürzlich 5.000 Medizinstudienplätze zusätzlich gefordert. Ich fordere mindestens 10.000 Pflegestudienplätze in Deutschland, damit wir überhaupt mal in die Gänge kommen“, erklärte Vogler. Das Bildungssystem in der Pflege müsse über alle Bundesländer hinweg durchgängig sein, das Pflegeberufegesetz über die Weiterbildungs- und Masterstrukturen erweitert werden. Dann sei die Pflege in 10-20 Jahren soweit, dass man über "einen echten Qualifikationsmix" nachdenken könne.
Notwendig seien aber auch neue Ideen zur Finanzierung von Pflege und zur Unterstützung von Menschen im Schichtdienst. Ungerechtigkeiten im Arbeitsmarkt müssten beseitigt werden. Die Frage sei: „Wie können wir das, was Leasingfirmen anbieten, runterbrechen auf die anderen Einrichtungen.“
Vogler rief die Pflegenden dazu auf, die Zukunft der Pflege zu gestalten. Sie appellierte: „Setzen Sie sich auseinander, kämpfen Sie weiter für die Profession Pflege, für einen gut ausgebildeten Beruf, der eine Stellung im System hat.“ (ne) - Quelle: www.SpringerPflege.de