Eine Petition zur Sicherung der Spezialisierung in der Kinderkrankenpflege hat nun die Bundesgesundheitspolitik erreicht und wurde am 18. August offiziell beim Deutschen Bundestag eingereicht, wo sie sich derzeit in Prüfung befindet.
Die Initiative ist auch aus Sicht der IGBP sehr unterstützenswert. Während immer wieder betont wird, wie sehr Kinder die Zukunft der Gesellschaft seien und auch in Leitlinien der Selbstverwaltung und Gesundheitspolitik betont wird, wie sehr auf die besonderen Bedingungen der Pflege von Kindern und Jugendlichen einzugehen ist, muss konstatiert werden, dass die Realität diesbezüglich eine dramatische Erosion von Aus- und Weiterbildung, Kompetenzen und Pflegequaität enthält.
Mit einer landesweiten Petition in Niedersachsen wurde schon im Mai 2025 auf die unzureichende Berücksichtigung pädiatrischer Inhalte in der generalistischen Pflegeausbildung aufmerksam gemacht. Die Resonanz war groß. Wir geben hier in Auszügen den Wortlauf der Petition wider:
"Während der Pflegenotstand in aller Munde ist und darüber gesprochen wird, dem Personalmangel entgegenzuwirken, wird eine wichtige Gruppe hierbei schlichtweg vergessen: die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege.
Die generalistische Ausbildung hatte das Ziel, Pflegeberufe attraktiver zu machen. Während
nun alle, die die Ausbildung zu Pflegefachfrau/-mann starten, mindestens 400 Stunden in der
stationären Langzeitpflege und 400 Stunden in der ambulanten Pflege verbringen, liegt die
Pflichtanforderung an die pädiatrische Versorgung bei lediglich 60-120 Stunden. Bei einer
normalen 40 Stunden Woche beträgt das eine Zeit von höchstens 3 Wochen, in der
Auszubildende lernen sollen, Kinder und Jugendliche pflegerisch zu versorgen. Zumal diese
Stunden nicht mal in einem Kinderkrankenhaus abgeleistet werden müssen. Sie können
ebenfalls teilweise in einem Kindergarten oder ähnlichen Einrichtungen stattfinden.
Obwohl die Pflegeschulen, die die Vertiefung anbieten auch das Wahlrecht zur Spezialisierung
anbieten müssen, gibt es nur wenige Möglichkeiten, den Abschluss zur Gesundheits- und
Kinderkrankenpflegerin wirklich erwerben zu können; zum Beispiel aufgrund fehlender Plätze
für den praktischen Teil der Ausbildung.
Umso wichtiger ist es, dass die Möglichkeit auf Spezialisierung auch nach der Evaluation der
generalistischen Ausbildung 2025 bestehen bleibt und möglichst vielen Menschen die Chance
gegeben wird, sich auf die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu konzentrieren.
Es ist ein unglaublich schöner und genauso anspruchsvoller Job, denn Kinder haben einen
unterschiedlichen Pflegeanspruch im Gegensatz zu Erwachsenen. Im Kindes- und Jugendalter
gibt es andere Krankheitsbilder als bei Erwachsenen und auch der Umgang und insbesondere
die Kommunikation mit gesunden sowie kranken Kindern bedarf einer hohen Kompetenz, die
erst erlernt werden muss. Hinzu kommt das Familiensystem jedes Kindes, welches in die Pflege mit einbezogen werden muss.
Wenn wir eines in den Jahren unserer Ausbildung gelernt haben dann: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und benötigen unsere fachliche Expertise der Gesundheits- und
Kinderkrankenpflege - eine generalistische Kompetenz ist hierfür einfach nicht ausreichend!
Deswegen ist es unverzichtbar die Möglichkeit zur Spezialisierung aufrecht zu erhalten.
Wir brauchen Ihre Hilfe bei diesem Anliegen, damit wir den Kindern in diesem Land weiterhin
helfen können!"
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie haben andere Krankheitserscheinungen und -verläufe als Erwachsene und benötigen spezifische pflegerische Kompetenzen. Die Kompetenzen hierfür nehmen in Krankenhäusern und Pflegediensten dramatisch ab, sodass vielerorts eine Sicherstellung einer Versorgung guten Gewissens für Kinder kaum noch gewährleistet werden kann. Mit weiterem Schwund an Kompetenzen in der Kinderkrankenpflege werden Schlechtleistungen Überhand nehmen, Abteilungen geschlossen werden und generell die Versorgungsdichte ausgedünnt werden - mt dramatischen Folgen für Krankheitsverläufe und Notfallversorgung bis zu vermeidbaren Todesfällen für Kinder und Jugendliche.
Eine qualitätvolle Gesundheitspolitik muss daher darauf abzielen,
1. die pädiatrische Pflege als eigenständigen Schwerpunkt innerhalb der generalistischen Ausbildung zu erhalten und auszubauen,
2. sollten Krankenhäuser und Pflegedienste verpflichtet werden, ihr in pädiatrischen Abteilungen und Einrichtungen eingesetztes Personal, das über keine Kinderkrankenpflegeausbildung verfügtoder über keine praktische Berufserfahrung verfügt, mit Weiterbildungen zur fundierten Spezialisuierung in pädiatrischer Pflege nachzuschulen.
Entsprechende Curricula bestehen bereits bei auf pädiatrische Pflege spezialisierten Bildungsträgern.
Somit ist die Forderung an die Politik einfach: Pädiatrische Pflege muss als eigenständiger Schwerpunkt in der Pflegeaus- und weiterbildung erhalten und soweit gestärkt werden, dass die ansonsten immer dramatischer werdenden Kompetenz- und Versorgungslücken zum Schutz unserer Kinder geschlossen werden können.